Arten der Suggestion

Wie bereits beschrieben, führt die hypnotische Induktion zu einer „hypnotischen Trance“ oder einem „Zustand der Trance“. Aber die interessantesten Dinge, die in Hypnose passieren, sind die Folge von Suggestionen. 

Suggestionen können sein:

Vorsätzlich vs. unabsichtlich

Eine vorsätzliche Suggestion kann sein: „während du hier sitzt, spürst du vielleicht wie dein Arm anfängt, sich leichter zu fühlen“ (eine Suggestion für veränderte subjektive Erfahrung).

Unabsichtliche Suggestionen passieren die ganz Zeit. Ein bekanntes Phänomen in der psychologischen Forschung ist der Hawthorn Effekt. Dahinter steckt die Idee, dass Menschen sich anders verhalten, sobald sie wissen, dass sie beobachtet werden. „Menschen zu beobachten oder ihnen das Gefühl zu geben, dass sie besonders sind kann suggestiv wirken“ (Michael, Garry & Kirsch, 2012). Der Placebo-Effekt kann auch als unabsichtlich angesehen werden (obwohl er manchmal vorsätzlich eingesetzt wird) – bspw. können sich Patienten nach der Einnahme von Antibiotika gegen eine virale Infektion besser fühlen, einfach weil sie das Gefühl bekommen, dass etwas gegen ihre Krankheit unternommen wird.

Hypnotisch vs. Nicht-hypnotisch

Eine Suggestion ist dann hypnotisch, wenn sie im Rahmen einer Hypnose gegeben wurde. Bspw. nach einer hypnotischen Induktion oder zu einem Zeitpunkt, an dem der Teilnehmer sich hypnotisiert glaubt.

Dieselbe Suggestion kann auch außerhalb der Hypnose, an nicht hypnotisierte Teilnehmer gegeben werden. Sie werden in diesem Zusammenhang nicht-hypnotische Suggestionen oder imaginative Suggestionen genannt. Es gibt dabei Grund zur Annahme, dass hypnotische Suggestionen nur minimal effektiver als imaginative Suggestionen sind.

Verbal vs. Non-verbal

Klassischerweise nimmt man an, dass Hypnose und Suggestionen verbal geschehen, aber es gibt viele Untersuchungen, die aufzeigen, das Suggestionen auch ohne Worte gegeben werden können. Es ist bekannt, dass in psychologischen Untersuchungen die Erwartungen des Untersuchers das Ergebnis einer Studie beeinflussen können („Bias“): deshalb werden hochwertige medizinische Studien „doppelt-verblindet“, damit die Erwartungs-Effekte der Untersucher und der Probanden möglichst minimiert werden. Es gibt Hinweise darauf, dass auch non-verbale, unbeabsichtigte Suggestionen in verschiedenen Bereichen wirken. Eine Studie, in der ein Richter Schein-Geschworenen Instruktionen gab, zeigte zum Beispiel, dass ihre Urteile die private Erwartung des Richters widerspiegelten.

Suggestionen haben Einfluss auf viele verschiedenen Bereiche:

Empfindung und Wahrnehmung

Suggestionen können die Absicht haben, das Sehen, Hören und Fühlen des Teilnehmers zu beeinflussen. Bspw. kann eine Suggestion gegeben werden, um „die Stimme eines Freundes sprechen zu hören“, „eine Katze auf deinem Schoß zu sehen“, „die Wärme der Sonne auf deiner Hand zu spüren“ oder „deinen Arm so schwer zu empfinden, dass du ihn nicht mehr von deinem Schoß abheben kannst“.

In einer Studie wurden den Teilnehmern suggeriert, ein in Grautönen gehaltenes Bild farbig zu sehen, oder ein Farbbild in Grautönen zu sehen. Die Aktivität im visuellen Kortex der Teilnehmer zeigte, dass sie die Farbe wirklich sahen, auch wenn sie nicht auf dem Bild vorhanden war. (Mazzoni et al. 2009).

In einer anderen Studie wurde den Teilnehmern ein Hitze-Kissen an der Hand befestigt. Dann wurde ihnen suggeriert, dass dieses sich auf einen schmerzhaften Temperaturlevel aufheizen würde, obwohl es nicht eingeschaltet war. Die Teilnehmer berichteten von Schmerzen und hatten gleichzeitig auch eine erhöhte Hirnaktivität in den „Schmerzzentren“ (Derbyshire, Whalley, Stenger & Oakley 2004).

Implizites Lernen

In einer Studie sollten die Teilnehmer trotz Ablenkung ihr Ziel erreichen, durch das Schnüffeln an einem riechenden Polster wurden sie dabei von außen beeinflusst. Wenn man ihnen vorher erzählte, dass der Geruch ihre Umsetzung beschleunigen würde, dann waren sie auch schneller und ebenso umgekehrt, wenn man ihnen die entgegengesetzte Suggestion gab (Colaguiri, Livesey & Harris 2010).

Erinnerung

Teilnehmer, die ein nicht-alkoholisches Getränk zusammen mit der Information, es sei Wodka, erhielten, waren anfälliger für irreführende Informationen. Dagegen zeigten sich Teilnehmer, die ein Placebo-Getränk zusammen mit der Information, es handle sich um eine leistungssteigernde Droge, erhielten, weniger anfällig für irreführende Informationen (Assefi & Harry 2003, Clifasefi et al. 2007).

Die Effekte von hypnotischen Suggestionen auf das Erinnerungsvermögen wurden intensiv untersucht. Typischerweise zeigt sich dabei, dass die Qualität des Erinnerungsvermögens dabei nicht verbessert wird, sehr wohl aber die Menge und die Sicherheit bzgl. der Erinnerung.

Habituelle oder automatische Antworten

Eine gut untersuchte Beobachtung in psychologischen Untersuchungen ist, das Teilnehmer die Tintenfarbe in der ein Wort gedruckt wurde schneller benennen können, wenn das Wort diese Farbe auch korrekt benannte (Stroop 1935). Dieser Effekt scheint automatisiert und außerhalb der bewussten Kontrolle zu sein. Wenn man jedoch hoch-suggestiblen Teilnehmern die Suggestion „siehe klar, aber die Worte sind Nonsens“ gab, dann wurde dieser Stroop Effekt vermindert (Raz & Campbell 2009).

Die Wirksamkeit von Medikamenten

In einer Studie erhielten die Teilnehmer ein Muskelrelaxans. Wenn man ihnen mitteilte, dass es sich um ein Muskelrelaxans handelte, dann berichteten von Entspannung. Sagte man ihnen aber, dass es ein Stimulans sei, dann berichteten sie von Anspannung (Flaten, Simonsen, & Olsen, 1999).

In einer anderen Studie erhielten Krankenhaus-Patienten ohne ihr Wissen Diazepam und einer anderen Gruppe von Patienten, die Diazepam erhielten, sagte man, dass es sich um eine starke angstlösende Substanz handle. Nur die Gruppe, der man von der Substanz erzählt hatte, berichtete auch von einer Verbesserung der Angst (Benedetti et al. 2003).

Echtheit der Antwort auf Suggestionen

Vortäuschung

Zu überprüfen, ob jemand wirklich hypnotisiert ist oder „nur“ auf eine Suggestion reagiert, ist nicht möglich. Wenn wir zum Beispiel einem Teilnehmer suggerieren, dass seine Hand leichter wird und sich in die Luft erhebt, dann kann diese sich heben weil sie sich wirklich leichter anfühlt oder es ist gespielt. Genauso wenn man Schmerzreduktion suggeriert, dann kann es sein, dass der Teilnehmer über eine Verringerung der Schmerzen berichtet, weil er weniger Schmerz empfindet oder weil er gefallen will. Wie also, können wir sagen, ob die Antwort auf eine Suggestion echt ist?

Ein Weg besteht darin, Tests zu entwickeln, die schwer zu täuschen sind. Raz und seine Kollegen verwendeten den Stroop Test um aufzuzeigen, dass Antworten auf bestimmte Suggestionen sich verselbstständigten. Andere Möglichkeiten bestehen darin, den Teilnehmern in einem Debriefing die Möglichkeit zu geben, zu bewerten, wie „echt“ oder „mühelos“ ihre eigenen Antworten waren. 

Unfreiwilligkeit

Eine Schlüssel-Eigenschaft der hypnotischen Antwort ist die Unfreiwilligkeit. Diese wurde als „klassischer Suggestions-Effekt“ bezeichnet (Weitzenhoffer, 1980). Weitzenhoffer behauptet, dass wenn jemand eine hypnotische Suggestion ausführt, dann solle diese als „wie von selbst“ und „unfreiwillig“ empfunden werden. Wenn also zum Beispiel suggeriert wird, dass der Arm steif wie eine Eisenstange ist, dann sollte die echte hypnotische Erfahrung sein, dass der Arm wirklich von selber steif wird. Der Teilnehmer sollte nicht wahrnehmen, dass der Arm vorsätzlich steif gehalten wird. Diese Eigenschaft der Unfreiwilligkeit kommt nur bei Handlungen vor.

„Echtheit“

Tellegen (1978/79) argumentierte, dass ein Schlüsselkriterium der hypnotischen Antwort sei, wie „echt“ es sich anfühle. Wenn bspw. eine Suggestion gegeben wird, am Strand zu sein, dann zählt nicht die Anschaulichkeit der Erfahrung, sondern wie echt es sich anfühlt – es muss „als echt“ erfahren werden. 

 

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